Die zweite Veranstaltung in der diesjährigen Passionszeit trug den Titel „Gesprächskreis: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“. Dr. Reinhard Kiefer, Evangelist in der neuapostolischen Kirchengemeinde Aachen-Mitte und theologischer Berater des Kirchenoberhauptes der Neuapostolischen Kirche eröffnete den Abend zunächst mit einem Vortrag zum Thema.
Thematisch geht es um den „Blutruf“, mit dem die Jesu verurteilenden Juden die Schuld am Tod Jesu auf sich nehmen. Der Grund hierfür war, dass Pilatus eigentlichen keinen Grund fand, Jesu hinrichten zu lassen. Pilatus und die römische Gerichtsbarkeit sah Jesus als unschuldig an.
Reinhard Kiefer stellt zunächst die Bedeutung von Blut dar. Einerseits war es für einen Juden undenkbar, Blut zu genießen, denn das Blut wird als Sitz der Lebenskraft verstanden, über die nur Gott verfügen darf. In der Stiftung des Heiligen Abendmahls spricht Jesus die Worte „Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ (1. Kor. 11,25), für fromme Juden eine absolute Zumutung.
Man könnte glauben, dass die Juden mit dem Blutruf den Bund Gottes aufkündigen. Reinhard Kiefer stellt aber klar, dass der Mensch den Bund, den Gott geschlossen hat, nicht aufkündigen kann, selbst wenn er es wollte. Gott selber steht treu zu seinem Bund und verwirft selbst den nicht, der ihn bricht. Ev. Kiefer verwies auf die Taufe, durch die der Mensch in den neuen Bund aufgenommen wird, und führte aus: „Der Mensch, der getauft ist, ist in den neuen Bund eingefügt und niemand kann ihn aus diesem Bund herausreißen.“
Reinhard Kiefer zeigt auch auf, dass der Weg Jesu in den synoptischen Evangelien von Nazareth zielgerichtet nach Jerusalem führte, um gekreuzigt zu werden. Jesus gab sich hin für die Menschen. Es bedurfte weder des Verrats des Judas, noch der Forderung der Menge, Jesus zu kreuzigen, um seinen Opfertod zu ermöglichen.
Auch wenn der Blutruf immer wieder als Schuldzugeständnis der Juden am Tod Jesu bewertet und damit zahlreiche Greueltaten bis in die jüngere Zeit „gerechtfertigt“ wurden, ist das in keiner Weise haltbar. Jesus opferte sein Leben, damit die Sünde überwunden wird. Und Gott steht gleichermaßen zu seinem Bund mit dem Volk Israel und dem neuen Bund, in den die Christusgläubigen durch die Taufe eingefügt werden!
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